Die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen hat sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich erhöht und verändert. Damit steigen die Chancen, dass Heranwachsende Zugang zu Information und Bildung erhalten, aber auch die Risiken, dass sie mit nicht altersgerechten Medieninhalten in Berührung kommen. Seit zehn Jahren bietet „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“, der Medienratgeber für Familien, Orientierung, um Kinder im Umgang mit Medien stark zu machen.
„Für das Aufwachsen mit Medien ist die Familie ein zentraler Ort. In der Familie entscheidet sich wesentlich, ob Kinder und Jugendliche die Bildungs- und Teilhabechancen, die ihnen Medien bieten, verwirklichen können und ob sie die Risiken richtig einschätzen. Für Eltern ist es eine große Aufgabe, Kinder und Jugendliche beim Aufwachsen mit Medien zu begleiten. Deshalb ist es auch in Zukunft unverzichtbar, dass der Medienratgeber ‚SCHAU HIN!‘ Eltern dabei unterstützt.“, erklärte der Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Lutz Stroppe. Das Bundesfamilienministerium ist zusammen mit dem Telekommunikationsunternehmen Vodafone, den öffentlich-rechtlichen Sendern Das Erste und ZDF sowie der Programmzeitschrift TV SPIELFILM Partner und Träger der Initiative „SCHAU HIN!“.
Ein prominent besetztes Forum diskutierte am Dienstag (19. November 2013) mit über 150 Fach-leuten aus Medien, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft die Rolle von Medien und Eltern. Im Zentrum der Veranstaltung unter dem Titel „Schamlos. Grenzenlos. Machtlos? Über die Verantwortung von Medien und Eltern“ stand die Frage, welche Menschenbilder Heranwachsende in Medien wahr-nehmen und welchen Einfluss diese auf ihre Wertebildung haben. Durch die Veranstaltung führte Kai Pflaume/Das Erste.
Das „SCHAU HIN!“-Forum will damit eine Debatte in der Gesellschaft verstärken, sich intensiver mit den Medieninhalten auseinanderzusetzen, mit denen Kinder und Jugendliche konfrontiert werden, da Medien in der Alltagswelt von Heranwachsenden eine immer wichtigere Rolle einnehmen. In der ersten Podiumsdiskussion, moderiert von Gabi Bauer/Das Erste, wurde das Thema „Star oder Opfer? Welches Menschenbild vermitteln Medien unseren Kinder?“ erörtert. Fragwürdige Vorbilder finden sich gerade in den bei Kindern und Jugendlichen beliebten Scripted-Reality-Formaten und Casting-Shows ebenso wie in vielen Werbeclips, Musik- und Onlinevideos sowie in Computerspielen. Das zweite Podium unter dem Titel „Zeit, sich einzuschalten. Was wir für eine bessere Medienwelt tun können“, geleitet von der TV-Moderatorin Nina Sonnenberg, diskutierte Lösungswege anhand konkreter medienpädagogischer Initiativen und Projekte.
Dass es Kindern und Jugendlichen schwer fällt, den Realitätsgehalt von Scripted-Reality-Formaten einzuschätzen, belegen aktuelle Ergebnisse der repräsentativen JIM-Studie zum Medienverhalten von Jugendlichen, die Dr. Walter Klingler, Leiter der SWR-Medienforschung, zur Veranstaltung präsentierte. Fast die Hälfte der 12- bis 13-jährigen Zuschauer von Scripted Reality Formaten geht davon aus, dass sie Menschen in ihrem normalen Alltag sehen oder Geschichten nachgespielt werden, die andere Menschen schon erlebt haben.
Jugendliche immer länger online
In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren, die über einen eigenen Internetzugang verfügen, von 34 Prozent (2003) auf 88 Prozent (2013) gestiegen. 73 Prozent der Internetnutzer sind mit ihrem Smartphone online. Auch die Dauer der Internetnutzung ist gestiegen: Nach eigenen Angaben sind die jugendlichen Internetnutzer heute rund drei Stunden täglich im Netz aktiv. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass die Internetnutzung zu Recht einen hohen Stellenwert in der Medienerziehung haben sollte.
Mit der zunehmenden Bedeutung von Medien im Alltag wachsen auch die Ansprüche an die Medienkompetenz von Kindern und Eltern. Umso wichtiger ist es, dass Eltern in der Medienerziehung Unterstützung erhalten. „Bei immer mehr Informationen und Angeboten wächst auch der Bedarf an Orientierung bei Eltern und Erziehenden, das Richtige zu filtern. ‚SCHAU HIN!‘ hilft ihnen, den Überblick zu behalten und gibt Empfehlungen für altersgerechte Angebote“, sagte Gundula Gause, TV-Moderatorin und Botschafterin von „SCHAU HIN!“. TV-Moderator Jörg Pilawa, ebenfalls „SCHAU HIN!“-Botschafter, betonte anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Medienratgebers: „Kinder werden immer früher mit Medien in Kontakt kommen und sie auch immer stärker nutzen. Gerade für Jüngere sind aber gemeinsame Spiele in der Familie und eigene Entdeckungen in ihrer Umwelt wichtig – das gilt auch noch in zehn Jahren.“ Für den Kabarettisten und „SCHAU HIN!“-Botschafter Fatih Çevikkollu „helfen Medien, andere Kulturen zu verstehen und Brücken zu bauen“. Bei der Mediennutzung ihrer Kinder bräuchten Eltern aber Unterstützung wie sie „SCHAU HIN!“ auch mit mehrsprachigen Angeboten leiste.
„SCHAU HIN!“ hat mit einer Hotline für Elternfragen, Website und App, kostenlosen Publikationen und TV-Spots bis hin zu Fach- und Publikumsveranstaltungen zahlreiche Eltern erreicht und beraten. Auf der Website www.schau-hin.info erhalten Eltern aktuelle Informationen und konkrete Tipps etwa zu Sicherheitseinstellungen zum Thema „Kinder und Medien“, können Fragen an einen qualifizierten Mediencoach stellen und finden darüber hinaus Beratungsstellen in ihrer Nähe.