„Nemesis“ heißt der psychologische Thriller, den der Hessische Rundfunk (hr) am Sonntag, 23. November, um 0.20 Uhr im Ersten zeigt. Der nach eigenem Drehbuch von Nicole Mosleh inszenierte Film ist die letzte gemeinsame Arbeit des mittlerweile verstorbenen Schauspielerpaares Ulrich Mühe († 2007) und Susanne Lothar († 2012). „Nemesis“ erzählt die Geschichte eines gutsituierten und scheinbar glücklichen Paares – bis ein brutaler Vorfall die wahren Sehnsüchte der beiden offenbart. Der Film ist die Nahaufnahme einer aufwühlenden Beziehung, ein Blick in die Abgründe der Liebe und eine Studie über die Mechanismen von Schuld und Wahnsinn.
Zum Inhalt: Claire (Susanne Lothar) und Robert (Ulrich Mühe) sind dabei, ihr Haus in Italien zu verkaufen und das, was sich in zehn Jahren Ehe darin angesammelt hat, aufzuteilen. Ein tragisches Ereignis hat der ohnehin schon angeschlagenen Beziehung endgültig den Rest gegeben: Claires Schwester ist vor einem Jahr in ebendiesem Haus tot aufgefunden worden – ermordet. Wie besessen versucht Claire in diesem Jahr, den Mörder ihrer Schwester zu finden. Sie ist überzeugt: Sobald sie weiß, wer der Täter ist, wird sie das Unfassbare begreifen können und endlich ihren Frieden finden. Außerdem hofft sie, dass sie damit auch ihr Gedächtnis wiederfindet. Das Gedächtnis, das sie mit dem Tod ihrer Schwester verloren hat. Doch jetzt, nach einem Jahr, ist ihre Ehe am Ende, das Haus so gut wie verkauft, und der Mörder läuft immer noch frei herum. Claire gibt auf. Fast. Bis sie auf einmal Auffälligkeiten in Roberts Verhalten bemerkt. Verheimlicht ihr Mann etwas vor ihr? Hat er möglicherweise etwas mit dem Tod ihrer Schwester zu tun? Ein Katz- und Maus-Spiel beginnt. Und wieder verfolgt Claire eine Spur, ein letztes Mal. Sie versucht herauszufinden, was wirklich geschah, als ihre Schwester starb.
„Das Vergnügen, einen Film anzuschauen, besteht darin, zu erfahren, was als nächstes passiert“, sagte der US-amerikanische Filmproduzent Samuel Goldwyn einmal. „Nemesis“ funktioniert genau andersherum: Das Publikum fragt sich, was zuvor geschah, während sich die Ereignisse im Rückblick offenbaren …
Neben Susanne Lothar und Ulrich Mühe sind in weiteren Rollen Waldemar Kobus, Janina Sachau, Gesine Cukrowski, Götz Schulte, Joanne Gläsel, Peter Hausmann, Isis Krüger, Ricardo Frenzel und Vincenzo Tanassi zu sehen. Der Film entstand als Koproduktion der Limago Filmproduktion und des Hessischen Rundfunks und wurde zudem mit Mitteln der Hessischen Filmförderung (HFF) unterstützt. Für die Umsetzung sorgte das Team Nicole Mosleh (Buch, Regie, Produktion), Henning Brümmer und Shai Levy (Kamera), Wichard von Freier (Szenenbild), Emanuele Lugli (Kostüm), Michael Bartylak und David Hilgers (Ton), Frank Vogt (Colorist), Ivana Davidová (Schnitt), Ralf Merten (Musik), und Jörg Himstedt (Redaktion). Der Film wurde in dreizehn Drehtagen im März und April 2006 am Lago del Turano, Latium, Italien, gedreht. Nach dem Tod von Ulrich Mühe geriet die Postproduktion und Auswertung des Films durch einen dreieinhalb Jahre andauernden Rechtsstreit ins Stocken. Seine Premiere erlebte „Nemesis“ im November 2010 bei den Hofer Filmtagen.
Filmstill aus dem Kurzfilm „Ein starker Anfang“ von Alexandra Gruszczyk Foto: hr/Alexandra Gruszczyk
Ob Kurzspielfilm, Dokumentation oder Animation – an den Hochschulen in Offenbach, Darmstadt, Wiesbaden und Kassel entstehen Filme, die für Aufsehen sorgen und auf internationalen Festivals oft ausgezeichnet werden. Die Studenten der Trickfilmklasse der Kunsthochschule Kassel haben sogar schon zweimal Hollywoods „Oscar“ nach Hessen geholt.
In der neuen Ausgabe von „Frischfilm – Die neuen Hochschulfilme“ stellt das hr-fernsehen in der Nacht von Mittwoch, 3. Dezember, auf Donnerstag von 1.10 bis 2.10 Uhr erneut eine Auswahl von Produktionen vor, die an hessischen Hochschulen entstanden sind.
Mehr Informationen zu „Frischfilm“ inklusive einiger Filmausschnitte finden sich in der Woche der Sendung unter www.frischfilm.hr-online.de im Online-Angebot des hr. Einsfestival sendet „Frischfilm – Die neuen Hochschulfilme“ am Freitag, 5. Dezember, um 23.10 Uhr.
Übersicht der Filme
1. Ein starker Anfang
Kurzfilm, Hochschule RheinMain, 2013
Alexandra Gruszczyk
Länge: 1‘00“
Regie: Alexandra Gruszczyk
In der Jungsteinzeit muss ein Student in einer Architekturprüfung sein Baukönnen beweisen. Die Prüfung läuft gut – bis durch ein Missgeschick sein Bauwerk zerstört wird. Er fällt durch die Prüfung – ohne zu wissen, dass Jahrtausende später seine Bauruine als eines der beliebtesten und unerklärlichsten Gebilde der Neuzeit angesehen wird.
2. Die Geheimagentin
Kurzfilm, Hochschule Darmstadt, 2013
Bernd Macht
Länge: 17’56“
Buch und Regie: Emanuel Brod
Darsteller: Alsion Kuhn, Julian Camargo Krauskopf, Pajam Montakhab, Anja Krüger, Lucian Spohr
Die Sonne geht unter. Eine Frau sitzt angespannt auf Position und wartet auf ein ganz bestimmtes Geräusch. Es ist das Zuschlagen der Tür, in der Wohnung nebenan. Sofort wirft sie all ihre Geräte und Mikrofone an. Schon länger hört die Frau die vermeintliche Zielperson durch die Wand ab. Doch diese Nacht ist anders. Ein Geschäftspartner des Nachbarn ist ebenfalls im Raum. Ein einmaliges Ereignis bietet der allzu jungen Geheimagentin die Gelegenheit herauszufinden, ob der Nachbar wirklich ihre Kontaktperson ist …
Eigentlich wollten Giant Fox und William Honda nur gemütlich zusammen Kaffee trinken, doch der Nachmittag wird abenteuerlicher als gedacht.
Auszeichnungen: Award of Excellence, 2014, Canada International Film Festival.
4. Einmal Ostsee und zurück
Roadmovie, HFG Offenbach, 2012
Valentin Oellers
Länge: 16’27“
Produktion, Regie, Buch, Schnitt, Postproduktion: Valentin Oellers
Darsteller: Ulrich Faßnacht, Matthias Valance, Ariane Pochon
Mit einem Kadett C und einer Pistole im Handschuhfach machen sich Martin, sein Bruder Lasse und dessen Freundin Klara auf den Weg an die Ostsee.
5. Helle Köpfchen braucht das Land
Animations-Kurzfilm, Hochschule RheinMain, 2013
Felix Gregor Lang
Länge: 0’52“
Regie: Felix Lang
Wenn man einem hellen Kopf verbietet, nachts im Bett zu lesen, und sicherstellt, dass keine Lichtquellen im Zimmer übrig sind, dann findet eben dieser helle Kopf trotzdem einen Weg.
6. Und Schuld hast du
Drama, Kunsthochschule Kassel, 2009
Frauke Lodders
Länge: 3’31“
Regie, Buch, Produktion, Schnitt: Frauke Lodders
Darsteller: Charis Nass, Christian Sprecher, Sonja Fischer
Melissa wird von ihrem Ehemann Adrian geschlagen und unterdrückt. Auch ihre Tochter bekommt die Situation mit und leidet darunter.
7. Nachbarschaft
Mockumentary, Hochschule Darmstadt, 2012
Sebastian Wörner
Länge: 5’10“
Buch und Regie: Michael Throne, Normann Seidel, Sebastian Wörner, Janis Marx
Ein liebevoller Familienvater entschließt sich, eine Ein-Mann-Bürgerwehr ins Leben zu rufen. Er will seine Familie und seine gutbürgerliche Umgebung beschützen. Wir begleiten ihn in seinem alltäglichen Familienleben. Seitdem er seinen Job als Industriemechaniker verloren hat, bleibt viel Zeit, um sich Gedanken zu machen. Allabendlich begibt er sich in der Nachbarschaft auf Patrouille.
8. Time to go
Musikvideo, Hochschule RheinMain
Felix Zimmermann, Alessia Mandanici
Länge: 6’27“
Buch und Regie: Alessia Mandanici, Felix Zimmermann
Darsteller: Charlotte Lorenzen, Edward Scheuzger, Luisa Roth, Selina Roth
Was haben ein Mädchen, ein Jäger und ein Hirsch mit einem Popsong gemeinsam? Das sechsminütige Musikvideo „Time to go“ behandelt in symbolischem Kontext den Prozess des Verlassens beziehungsweise Gehens und wagt sich auf einen schmalen Grat zwischen Aufbruch und absoluter Passivität.
Auszeichnungen: Hessentalents, Berlinale 2013
9. Das Interview
Drama, Kunsthochschule Kassel, 2009
Fabian Schmalenbach
Länge: 16’20“
Buch und Regie: Fabian Schmalenbach
Darsteller: Julia Bremermann, Klaus Lehmann, Svea Lohde, Sabine Urig, Shawn Karlbo
Ein Film über die fragwürdigen Methoden des Boulevardjournalismus.
10. Boule
Trickfilm, HFG Offenbach, 2009
Björn Ullrich
Länge: 5’40“
Regie, Idee, Zeichnungen, Animation, Schnitt, Ton: Björn Ullrich
Drei archaisch anmutende Gestalten treffen in einer öden Wüstenlandschaft aufeinander. Gemeinsam spielen sie eine Partie Boule. Das Spiel nimmt einen bizarren Verlauf – die Gravitation setzt aus, der Wüstenboden wird flüssig, Wurzeln wuchern. Von den elementaren Veränderungen der Umgebung und Gegebenheiten wird das Spiel nicht beeinflusst. Regelkonform und ungeachtet der Ereignisse nimmt das Spiel seinen Lauf. Boule versteht sich als eine Parabel für den Kreislauf der Dinge.
Von W. C. Handys „St. Louis Blues“, der vor genau 100 Jahren geschrieben wurde, bis zu Gershwins „Our Love is Here to Stay“ aus den 1930er Jahren reicht das Repertoire dieses Konzerts. Die Tochter von Dee Dee Bridgewater, China Moses, und der britisch-nigerianische Jazz- und Soulbariton Ola Onabulé, präsentieren an diesem Abend mit ihren ausdrucksstarken Stimmen unvergessene Songs der „Goldenen Ära des Jazz“. Zusammen mit der hr-Bigband unter der Leitung von Ed Partyka werden sie das Publikum am Freitag, 28., und Samstag, 29. November, im hr-Sendesaal mit auf Zeitreise nehmen.
Der Jazz nahm zu Beginn des 20. Jahrhunderts seinen Weg von den Freudenhäusern in New Orleans über die illegalen „Speakeasy“-Kneipen von Chicago bis in die noblen Ballrooms von New York. Louis Armstrong trieb den New-Orleans-Jazz zur Blüte und öffnete ihn zugleich für neue Ideen. Duke Ellington erfand seinen Jungle-Sound und entwickelte jenen Orchesterstil, der in den 1930er Jahren Jazz und populäre Musik zu Synonymen werden ließ. China Moses und Ola Onabulé werden zusammen mit der hr-Bigband die unvergesslichen Werke dieser Zeit zelebrieren.
China Moses ist seit ihrer Kindheit der Musik- und Theaterwelt verfallen. Geboren in Los Angeles und aufgewachsen in Paris, veröffentlichte sie ihre erste – erfolgreiche – Single „Time“ 1996 im Alter von 18 Jahren. Sie selbst bezeichnet sich als Geschichtenerzählerin des Jazz und integriert Anekdoten und Geschichten aus der Vergangenheit in jedes ihrer Konzerte.
Ola Onabulés ungewöhnliche Karriere ist das Ergebnis seiner musikalischen Leidenschaft. Der Brite mit nigerianischen Wurzeln gab sein Jura-Studium auf, um abseits der großen Plattenfirmen sein eigenes Studio und Label aufzubauen, und außerdem unermüdlich mit seiner Band auf Tour zu gehen. Mittlerweile ist er auf den etabliertesten Festivals präsent und stand schon mit Al Jarreau, Natalie Cole, Roy Hargrove und Gladys Knight auf der Bühne.
Die goldene Ära des Jazz
China Moses, Gesang; Ola Onabulé, Gesang; Ed Partyka, Leitung
Datum: Freitag, 28. November, und Samstag, 29. November 2014, je 20 Uhr Ort: jeweils hr-Sendesaal, Bertramstraße 8, 60320 Frankfurt Karten: 19 Euro unter Telefon 069-155-2000 oder www.hr-ticketcenter.de